Rosinenpicken „Industrie 4.0“ – mit Teilprozessen starten

Die einen reagieren mit Horrorszenarien, aufgrund der Kosten. Die anderen stellen sich einfach taub. EMS-Dienstleister tun gut daran, sich dem Trend zur vernetzten Datennutzung auf besonnene Art zu nähern, lukrativ in kleinen Schritten voranzugehen. Branchenberater Matthias Holsten, Inhaber der e² consulting GmbH, führt auf wie es geht, sich zunächst auf jenen Teil des Daten-Handlings zu beschränken, der recht zügig überschaubare Investitionen in bare Münze einzuspielen vermag: mit zeitlich entlastender und deutlich effizienter Bauteil-beschaffung.

Vernetztes Arbeiten zwischen EMS und Kunde birgt Wertschöpfungspotenzial

„Einen Berg zu bezwingen, gelingt auch nur in wohl dosierten Schritten“, meint Matthias Holsten, Berater in der Elektronikbranche, „dies gilt besonders für klein- und mittelständische EMS-Dienstleister, wenn es um vernetzte Datennutzung geht. Sich davor zu verschließen bringt nichts. Über kurz oder lang kommt kein EMSler daran vorbei.“ Der Hamburger verbringt nicht wenig Zeit damit, in Seminaren und Vorträgen die Vorteile der digitalen Segnung insbesondere dem Kreis der mittelständischen EMS-Betriebe nahezubringen. Sich zuerst auf Teilprozesse der Wertschöpfungskette zu konzentrieren, muss seiner Meinung nach der Leitgedanke von Industrie 4.0 in der Branche sein.

Ein guter Einstieg sei es nach Holstens Überlegungen für EMS-Fertiger, wenn sie bereits bei Auftragsanfragen in digital vernetzen Strukturen denken. Man brauche vom Kunden maschinenlesebare Daten. Auch klar definierte und beiderseits gespiegelt abgeglichene Stücklisten seien zu erstellen. „Noch immer ist es weit verbreitet, den hauseigenen Operator mit händischem Einpflegen von Kundendaten zu beschäftigen. Der Abgleich der kundenseitig gelieferten Informationen mit dem hauseigenen System bliebe so ein mühsames Unterfangen. „Die Bauteilbeschaffung kommt ohne diese präzise Vorarbeit nicht recht in Schwung. Auf diese althergebrachte Weise zu arbeiten, frisst eine enorme Zeit“, meint Holsten.

Das Dispositionssystem optimieren, den Produktionsprozess sicher vorbereiten

Hier bringe die Grundinvestition in die vernetzt arbeitende Digital-struktur, beispielsweise für das ERP-System, schnell den erhofften „return-on-investment“, den ROI. Das Einlesen der Daten müsse inzwischen einfach automatisch vonstatten gehen. Die Schnittstellen zwischen OEM und EMS wären dafür zuvor zu klären.  Wer die Bereitschaft zu Veränderung mitbringe, die Disposition als Herzstück des Unternehmens betrachte und danach handelte, reduziere nach Holstens Erfahrung den Zeitbedarf auf ein Minimum: „Schneller kann man an Bauteile nicht kommen.“ Die damit gewonnene disponible Arbeitszeit, so der Hamburger Berater für Hightech-Elektronik-unternehmen weiter, schlage andern-orts im Unternehmen wesentlich effizienter und lukrativer zu Buche.

Schwer tue man sich auch, die Daten mit der SMT-Produktion stimmig abzugleichen sein. Auch hier fehle es oftmals an der nötigen Schnittstellendefinition. Der Zustand, dass es keine einheitliche Normung zwischen Aggregaten der Maschinenbauer untereinander gibt, hinke eigentlich dem Zeitalter der Datennutzung hinterher. „Vernetzte digitale Datenkommunikation würde den Abgleich der Arbeitsprozesse der Abteilungen untereinander nicht nur rationeller, schneller vollziehen. Er wäre zudem auch absolut fehlerfrei“, meint Matthias Holsten, „gerade bei kleineren Stückzahlen werden EMSler so, über die Implementierung von digital vernetzten Teilprozessen, deutlich wettbewerbsfähiger. Das Rosinenpicken kann beginnen.“

21. September 2016

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